Versicherungsvertreter und der schlechte Ruf
Versicherungsvertreter haben keinen guten Ruf. Sie sind penetrant und sehen nur das eigene Wohl, wollen dem Kunden das Geld aus der Tasche ziehen und überhaupt: Vertrauen Sie einem Versicherungsvertreter? Wahrscheinlich nicht. Der Autor Leo Müller zeigt in seinem Buch „Versichert, Verraten, Verkauft“ sehr anschaulich, warum Sie auch in Zukunft Ihr Vertrauen lieber dem Frisör statt dem Versicherungsvertreter schenken sollten.
Im Jahr 2011 ging ein Thema durch die Presse, bei dem einem durchaus schlecht werden konnte. Die Vertreter der ERGO-Versicherung wurden mittels Bordellreisen für ihre guten Leistungen belohnt und wer sich besonders hervorgetan hatte, durfte sich auch über gesponserte Prostituierte freuen. Das solche Szenarien kein Einzelfall sind, schildert Leo Müller in seinem Buch „Versichert, Verraten, Verkauft“. Ein ehemaliger Top-Manager der HMI berichtet, mindestens eine Woche pro Monat in der Weltgeschichte unterwegs gewesen zu sein. Natürlich zu sogenannten „Lustreisen“, dabei sind die Reisen in die Türkei oder nach Budapest nur die Spitze des Eisbergs. Auf den Reiseplänen erfolgreicher Versicherungsvertreter stehen New York, Rhodos oder Rio de Janeiro.
Der Ergo-Skandal ließ die Verbraucher aufwachen und erkennen, wie groß die Provisionen sind, die ein Versicherungsvertreter eigentlich einstreicht. Nach 2011 kündigten viele Verbraucher ihre Policen, aus Angst oder aus Wut über die „Dienstreisen“ ihrer Versicherungsvertreter. Leo Müller geht in seinem Buch auch auf die fast schon hinterhältigen Verkaufsmethoden so mancher Vertreter ein.
Ein bekanntes Beispiel ist Carsten Maschmeyer, vor allem durch seine Ehe mit Veronica Ferres bekannt. Maschmeyer gilt als Vertriebsgenie in der Versicherungsbranche, seine Firma AWD (Allgemeiner Wirtschaftsdienst) machte Millionen, während seine Anleger oft leer ausgingen, so Leo Müller in seinem Buch. In mehreren Fällen wurden Anleger dazu überredet, in sog. IMF-Fonds zu investieren, mancher Anleger investierte auf den Rat des AWD-Mitarbeiters in jeden der drei möglichen IMF-Fonds. Alle drei Fonds gingen zwischen 2006 und 2008 pleite und das Geld der Anleger war futsch, während die Provisionen der Berater natürlich bereits ausgezahlt und nicht zurückgezogen werden können. Noch heute laufen hier die Prozesse.
Müller zählt in seinem Buch jedoch auch einige Tipps auf, wie Sie Ihr Vermögen schützen können. Dazu zählen:
- - Keine Investitionen in Finanzprodukte, die in irgendeiner Art und Weise mit Rennfahrern, Politikern, A bis Z Promis oder Fußballspielern werben. Das kann keine seriöse Anlage sein, die soviel Geld bereits für die Werbung ausgibt.
- - Verzichten Sie auf Lebensversicherungen! Vor allem die neueren Verträge eignen sich überhaupt nicht mehr als Anlagestrategie. Investieren Sie für das Alter in andere Produkte, kaufen Sie beispielsweise ein Haus oder eine Eigentumswohnung, stecken Sie Ihr Erspartes in Aktien oder Anleihen.
- - Achten Sie bei Ihren Versicherungen darauf, dass Sie Ihre Risiken separat versichern, verzichten Sie also auf Mixturen. Haben Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung, benötigen Sie keine weitere in einem anderen Vertrag.
- - Vertrauen Sie auf keine Gütesiegel. Die einzigen Ausnahmen bilden die Stiftung Warentest und die Zeitschrift „Öko-Test“. Alle anderen Gütesiegel sind die Farbe nicht wert, mit denen sie gedruckt werden.
- - Lesen Sie sich alle AGB und sonstigen Unterlagen vor der Unterzeichnung gut durch. Versteckte Kosten finden Sie nur dort!
- - Sollten Sie Hilfe bei der Finanz- und Vorsorgeplanung benötigen, so wenden Sie sich an einen Honorarberater. Diese Honorarberater sind unabhängig von irgendwelchen Versicherungen oder Finanzunternehmen und Sie müssen den Berater selbst bezahlen. Müller nennt noch als weiteren Tipp in seinem Buch: „Teilen Sie ihm schriftlich mit, dass Sie ihn verklagen, falls er dennoch dabei versteckte Provisionen bezieht, von wem auch immer.“
Bei allen Tipps, Horrormeldungen und gut gemeinten Ratschlägen bleibt letztlich nur eins übrig: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl und werden Sie misstrauisch, wenn Ihr Versicherungsvertreter wieder einmal mit „einer ganz, ganz tollen Anlageidee“ vor der Tür steht.
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